geschrieben von Renate Cavelti geb. Endl (Tochter)
1942 wurde Hans Endl im Waldviertel (Dietmanns) geboren, wo er auch aufgewachsen ist. Erst im Jugendalter zog er mit seinen Eltern nach Wien. Immer wieder kehrte er nach Dietmanns zurück, um sein Geburtshaus zu besuchen. So gerne hätte er das Haus (früher Dietmanns Nr. 38 à heute Guggabergweg Nr. 2) nochmals von Innen gesehen. Aus Erzählungen weiss ich allerdings, dass er zu schüchtern war, um zu läuten.
Als Kind waren wir oft mit meinem Vater in der Umgebung von Dietmanns Pilze sammeln. Ich erinnere mich gut, dass mein Papa die besten Plätze kannte. Der Korb war immer rasch bis oben gefüllt mit «Schwammerln».
Papa liebte es, gemütliche Stunden mit seinen Freunden zu verbringen. Er war ein ruhiger aber sehr geselliger und lustiger Mensch. Von seinen Jugendfreunden wurde er liebevoll «weisser Birnendieb» genannt.
Unser Haus stand immer offen. Am Wochenende hatten wir oft Besuch von Freunden und Verwandten. Wir Kinder haben es geliebt. Es war immer etwas los. Es wurde aber nicht nur gefeiert und gefaulenzt, nein, es wurde auch gemeinsam gearbeitet. Unter anderem wurde ein Pool errichtet. Das war ein Spass!
Zum jährlichen Spanferkel-Grillen kamen meist alle Tanten und Onkel. Anfangs wurde der Spiess noch den ganzen Tag schweisstreibend von Hand gedreht. Doch Papa war ein «Tüftler» und baute aus einem Autoscheibenwischermotor einen elektrischen Spanferkeldreher. Das hat viel Fleiss und Schweiss erspart.
Er konnte alles reparieren und wusste sich immer zu helfen. «Geht nicht, gibt’s nicht!» Papa war kreativ, wenn es um die Suche nach speziellen Teilen ging. Zu oft musste Mamas Auto oder mein Fahrrad dran glauben. Nicht nur einmal konnte Mama am Morgen das Auto nicht starten. Wen wundert’s? Papa war mal wieder am Werk! «Ups, ich habe das Teil benötigt!» Aber das eine Mal hatte er sich selbst eine Grube gegraben. Es hat ihn so richtig mit dem Fahrrad auf die Nase gelegt. Papa hatte vergessen, dass er das Bremskabel entwendet hatte. Er benötigte es für einen Modellflieger.
Über die «Ordnung» in seiner Garage haben viele den Kopf geschüttelt! «Wie soll man da noch etwas finden?» Doch Papa wusste genau, was er wohin gelegt hatte. Zielstrebig steuerte er zur Wiese vor dem Haus und holte den Schraubenschlüssel, den er vor ein paar Tagen da benötigt hatte.
Papa war immer sportlich sehr aktiv (Skifahren, Gewichtheben, Bowling, Fussball, Tennis, Velofahren, …). Nicht immer zur Freude von uns anderen hat er auch viel Sport am Fernseher verfolgt. Auch Skifahren war eines seiner grossen Hobbies. Das haben wir Kinder am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Egal ob Schneesturm oder Regen, die Tageskarte musste ausgenutzt werden! Bis wir unseren Papa eines Tages bei schönstem Sonnenschein im Apéro in der Skihütte erwischten…
Seine grösste Leidenschaft war allerdings der Modellflug. Über viele Jahre teilte er das Hobby mit seinem Sohn und seinen Freunden. Stunden-, nein Abendelang, war er im Keller am «Basteln», reparierte die abgestürzten Flieger oder baute neue Modelle.
Papa war ein ruhiger, nachdenklicher Mensch. Er überlegte lange, bevor er sich äusserte. Auch Kunden von ihm übermittelten mir diesen Eindruck. Sie erzählten, als sie ihm ihr Auto zum ersten Mal in den Service gaben, sei er stumm um das ganze Fahrzeug gelaufen und habe es von allen Seiten betrachtet, als hätte er noch nie zuvor ein Auto gesehen.
Am 15. Juli 2007 ist mein Papa unerwartet verstorben. Ich vermisse Dich auch heute noch sehr!