geschrieben von Renate Cavelti geb. Endl (Enkelin)
Jicha Franz war ein sehr ruhiger, liebevoller Grossvater, der für uns Enkelkinder immer Zeit hatte.
Er ist 1921 in 1100 Wien geboren und mit zwei Schwestern aufgewachsen.
Aus Erzählungen weiss ich, dass er im Krieg bei einer Schlacht mit mehreren Schüssen im Bein verletzt wurde. Da zuerst die Gegner das Feld überprüften, musste er sich tot stellen, um nicht als Kriegsgefangener mitgenommen zu werden. Nach mehreren Stunden kam dann endlich Hilfe und er wurde ins Spital gebracht. Man musste ihm das Bein abnehmen. Da er mit den Prothesen immer Schmerzen hatte, sind diese am Dachboden abgestellt worden und er ist nur mit Krücken gegangen. Aber hallo! Echt beeindruckend wie er mit den zwei Krücken und der kleinen braunen Ledertasche oder einem Rucksack unterwegs war.
In den Dokumenten habe ich den Gesellenbrief als Tischler und nach der Kriegsverletzung eine Umschulung zum Hochbauzeichner gefunden. Ich kann mich aber nur erinnern, dass Opa zu Hause in der Garage alte Möbel restaurierte. Er war ein Perfektionist und hat wirklich tolle Arbeiten gemacht. Als ich von meinen Eltern in meiner ersten Wohnung ein Schlafzimmer geschenkt bekommen habe, hat Opa die Schreiner beaufsichtigt und in den Wahnsinn getrieben. Ich bin mir sicher, dass die zwei noch nie so lange gebraucht haben, um ein Schlafzimmer aufzubauen.
Pünktlich wie die Uhr kam Opa um Punkt 12.00 Uhr aus der Garage zum Mittagessen. Da konnte man wirklich die Uhr danach stellen. Er kam keine 5 Minuten vorher oder auch nicht später.
Egal welcher Anlass (Weihnachten, Geburtstag ….) Omi bekam immer die neuesten Elektrogeräte. Opa hat sich immer über Neuigkeiten informiert und Omi, später auch Mama, damit überrascht.
Als Opa eines Tages im Garten war, ging ein Paar vorbei und ihnen folgte ein Hund. Opa sagte: «Das ist ein schöner Hund». Da meinten die Beiden nur, dass er nicht ihnen gehörte und er ihnen schon seit einiger Zeit nachliefe. Also öffnete Opa die Tür und von da an hatten Sie wieder einen Hund. Für Opa war Senta ab diesem Zeitpunkt immer eine Ausrede, um nicht mit Oma in die Ferien fahren zu müssen, da er immer gerne zu Hause war.
Auch wenn er nicht unser biologischer Opa war, konnten wir uns keinen bessern Opa wünschen.